Karl Liebknecht auf dem Totenbett

  • Erich Steller, Radebeul, 1952  
  • Gouache auf Papier, B 58,5 × H 47 cm
  • NLM VIK 590/78


Diese Arbeit zeigt Karl Liebknecht auf dem Totenbett. Vor- lage und Anregung boten die Arbeiten von Käthe Kollwitz, die auf Wunsch der Familie den ermordeten Liebknecht in der Leichenhalle gezeichnet hatte. Der aus Breslau stammende Maler Erich Steller setzte sich in der ersten Hälfte der 1950er Jahre mit Liebknecht auseinander.

 

Karl Liebknecht wurde, nachdem er am 1. Mai 1916 auf der bisher größten Antikriegsdemonstration in Berlin als Redner aufgetreten war, verhaftet und wegen Hochverrat verurteilt. Seit dem 8. Dezember 1916 war er im Zuchthaus Luckau, das bevorzugt für politische Häftlinge aus Berlin und Brandenburg genutzt wurde, inhaftiert. Er hatte vor allem Schuhmacher- und Tütenklebearbeiten zu leisten. Untergebracht war er in einer Einzelzelle im Erdgeschoss des alten Gefängnisses, der heutigen Kulturkirche. In der wenigen freien Zeit arbeitete er an seinem unvollendet gebliebenem Hauptwerk »Bewegungsgesetze der gesellschaftlichen Entwicklung«. Auf Druck von Protesten musste er nach einer Amnestie am 23. Oktober 1918 entlassen werden. Auf dem Weg zum Luckauer Bahnhof machte er noch einen kleinen Umweg, um sich die Nikolaikirche anzusehen, die ihm mit ihrem Schlag immer die Zeit angegeben hatte.

 

Liebknecht war im Oktober 1918 Mitbegründer des Spartakusbundes, aus dem die KPD hervorging. Am 9. November 1918 proklamierte er vom Berliner Schloss aus die »freie sozialistische Republik«. Er war zum geistigen Führer der linkssozialistischen Bewegung geworden. Am 15. Januar 1919 wurde er ebenso wie Rosa Luxemburg von Freikorpsoffizieren ermordet.

 

aus: Begleitbuch zur Ausstellung „Luckau - Tor zur Niederlausitz. Mensch, Kultur, Natur.",  Luckau 2008, S. 77 (Autor: Dr. Iris Berndt)