Teller und Tafelaufsatz aus dem Ratsgeschirr

  • Teller: Johann Christian Grünewald, Luckau 1734. Zinn, Gravur, Durchmesser 24,5 cm, 
  • Rand 3,5 cm. NLM VC 334/62. Tafelaufsatz: um 1829. Bronze-Guss, feuervergoldet, 
  • Montierung, Höhe 40 cm, Sockel 18 × 12 cm. Dauerleihgabe Stadt Luckau VC 2214/63 

 

Sieben Teller des Luckauer Ratsgeschirrs sind erhalten geblieben. Sie tragen auf dem breiten Rand unter einer Krone den Schriftzug »S.(enatores) Lucc.(aviensis) 1734«. In der Mitte des Tellerbodens sind im Dreipass angeordnete Marken erkennbar, der Luckauer Stier und die beiden »redenden« Meistermarken mit den Initialen I. C. G. über vier Bäumen. Johann Christian Grünewald begründete 1730 seine Werkstatt in Luckau, nachdem er am 28. März 1730 als Meister des Gewerks der Zinngießer im Markgraftum Niederlausitz mit Sitz in Lübben angenommen war. Zuletzt war er Nebenältester der Innung und führte den Betrieb bis zu seinem Tod 1768.

 

1734 bestand der Rat aus drei im Vorsitz jährlich wechselnden Bürgermeistern, sowie dem Syndikus (Anwalt), dem Richter und zwei Senatoren. Die Beaufsichtigung oblag den »Achtleuten« – vier aus den Gewerken der Tuchmacher, Schuhmacher, Bäcker und Fleischer, vier andere aus der Bürgerschaft der Stadtviertel. Mit einem Festmahl von den silbern schimmernden Zinntellern dürfte so manche städtische Verhandlung beschlossen und mancher Gast achtungsvoll und höflich empfangen worden sein.

 

Einige Jahrzehnte später hielten neue Tafelsitten Einzug: Bei dem »Service a la russe« bot die Tafel Platz für Etageren mit Konfekt und Schalen mit Obst sowie für Aufsätze in Form von Vasen, Pokalen und Figuren als Dekor. Ausgehend von der Blütezeit der Tafelaufsätze um 1815 setzte sich die Mode bis um 1900 fort.

 

aus: Begleitbuch zur Ausstellung „Luckau - Tor zur Niederlausitz. Mensch, Kultur, Natur.",  Luckau 2008, S. 180 (Autor: Helga Tuček)