Reliquienkästchen

  • Limoges, frühes 13. Jahrhundert. Emailarbeit in Schreinform, ehemals auf einem
  • Holzkern montiert, im 19. Jahrhundert. auf Kupferblech genietet und ergänzt,
  • L  12 × B 6 × H 13 cm. Leihgabe EKG Luckau 


Von der mittelalterlichen Ausstattung der Luckauer Nikolaikirche haben sich nur die Reste des ehemaligen Kirchenschatzes erhalten. Darunter ist ein kleiner frühgotischer Reliquienschrein, den auch das Inventar von 1672 als »klein[es] blau[es] Kastlein mit Todtenbeinen angefüllet « erwähnt. Solche Kästchen wurden im zentralfranzösischen Limoges in größeren Stückzahlen vorgefertigt und gehandelt, wobei die unspezifischen Heiligendarstellungen vielfache Verwendung erlaubten.

 

Das Luckauer Stück zeigt eine große künstlerische und handwerkliche Qualität. Auch tragen alle äußeren Metalloberflächen Spuren einer Vergoldung. Auf der Innenseite der rechten Stirnwand befindet sich ein eingravierter griechischer Buchstabe π, der möglicherweise als Passmarke diente. Wahrscheinlich gelangte das Kästlein im Zusammenhang mit einer Reliquienschenkung nach Luckau. Dass es eines der wenigen Beispiele eines solchen Reliquiars ist, das bis heute im Besitz einer protestantischen Pfarrkirche verblieb, verdanken wir nicht zuletzt dem Provinzialkonservator Erich Blunck, der 1934 den geplanten Verkauf an das Berliner Schlossmuseum untersagte.

 

aus: Begleitbuch zur Ausstellung „Luckau - Tor zur Niederlausitz. Mensch, Kultur, Natur.",  Luckau 2008, S. 178 (Autor: Dirk Schumann)